Hl. Augustinus

Die Chorherren verehren Augustinus als ihren Ordensvater. Seine Wirkungsgeschichte geht aber weit über seinen Einfluss auf das klösterliche Leben hinaus: Er zählt zweifellos zu den größten Gestalten der abendländischen Geistesgeschichte. Durch seine vielfältigen Schriften hat er das Christentum geprägt und wesentliches zu dessen heutiger Gestalt beigetragen. Bestattet ist er in Pavia, einer Kleinstadt unweit von Mailand.

Die Illustrationen zum folgenden Lebenslauf sind nach den Reliefs gezeichnet, die sein Grabmal aus weißem Marmor zieren.

Leben

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Augustinus wird am 13. November in Thagaste in Nordafrika (im heutigen Ostalgerien) geboren. Sein Vater Patricius ist ein römischer, heidnischer Verwaltungsbeamter, seine Mutter Monika stark vom christlichen Glauben geprägt. Augustinus wächst in einem materiell gut versorgten Umfeld auf, in dem man dem geistigen Leben gegenüber aufgeschlossen ist. So erfährt er schon früh umfassende Bildung.

© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

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© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

Er beginnt das Studium der Rhetorik in Karthago und geht wenig später eine freie Verbindung mit einer Frau ein, deren Namen nicht überliefert ist. Der gemeinsame Sohn Adeodatus („der von Gott Gegebene“) wird geboren.

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Augustinus wird Anhänger des Manichäismus. Diese ursprünglich persische Lehre vertritt eine dualistische Trennung allen Daseins (hell/dunkel, gut/böse). Aufgabe des Menschen sei es, sich durch Reinheit und besondere Askese von der Finsternis zu befreien, um an der Erlösung Teil haben zu können.

Für den ehrgeizigen Augustinus ist diese Lehre faszinierend und herausfordernd, während er die Schriften des Alten und Neuen Testamentes aufgrund ihrer sprachlichen Einfachheit geringschätzt.

Zeitgleich zu dieser geistigen Neuausrichtung Augustins wird Ambrosius Bischof von Mailand.

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Augustinus, der inzwischen Lehrer der Rhetorik in Karthago war, geht nach Rom und wird noch im selben Jahr nach Mailand als Rhetor an den kaiserlichen Hof berufen. Er begegnet Bischof Ambrosius und hört dessen Predigten, jedoch weniger aufgrund deren Inhaltes, sondern viel mehr aufgrund des Ruhmes, den Ambrosius als Rhetoriker besitzt.

© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

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Augustinus stößt auf die neuplatonische Philosophie. Diese vertritt ein umfassendes metaphysisches System auf Grundlage des Gedankens, dass alles, was ist, aus dem Einen hervorgegangen ist – und dieses Eine ist als gut, als positiver Wert zu denken. Somit ist alles, was überhaupt ist, prinzipiell gut. Dieser Gedanke bedeutet den radikalen Bruch mit dem dualistischen Manichäismus, schafft gleichzeitig Platz für den Gottesgedanken und damit für die Hinwendung des Augustinus zum Christentum.

Im Sommer dieses Jahres ereignet sich jene Szene, die Augustinus selbst so eindrucksvoll beschreibt:

Ich weinte in bitterster Zerknirschung. Auf einmal hörte ich die Stimme eines Knaben oder eines Mädchens; singend wiederholte sie immer wieder: „Nimm und lies, nimm und lies!“ Augenblicklich war mein Inneres angesprochen. Ich stand auf und wusste keine andere Deutung, als dass Gott mir sagt, ich solle das Buch, die Bibel, öffnen und die Stelle lesen, auf die ich zuerst stoße. Ich ergriff das Buch, schlug es auf und las still den Abschnitt beim Apostel und meine Augen buchstabierten: „Nicht in Schwelgerei und Unzucht, nicht in Zank und Neid lasst uns leben. Vielmehr: Zieht an unseren Herrn Jesus Christus!“
Da wollte ich nicht mehr weiterlesen; und weiter war es auch nicht nötig. Denn kaum war der Satz zu Ende, da strömte mir eine Gewissheit wie Licht ins kummervolle Herz, so dass alle Nacht rundum verschwunden war…

So wird Augustinus durch die Lektüre eines Abschnittes aus dem Römerbrief des Apostels Paulus bekehrt. Dieser Tag sollte den Wendepunkt seines Lebens markieren.

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© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

Augustinus wird zusammen mit seinem Sohn Adeodatus und seinem Gefährten Alypius in der Osternacht von Bischof Ambrosius in Mailand getauft. Monika, seine Mutter, stirbt im Alter von 64 Jahren in der Hafenstadt Ostia. Sie hatte ihr Leben lang intensiv darum gebetet, dass ihr Sohn zum katholischen Glauben finden möge. Durch ihre permanente Einflussnahme auf sein Leben war das Verhältnis zu ihrem Sohn zeitweise angespannt. Schließlich aber erfüllte sich ihre große Sehnsucht, ihn als Christen zu sehen.

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Im Herbst dieses Jahres kehrt Augustinus nach Afrika zurück. Er beginnt in Thagaste zusammen mit Freunden ein quasi klösterliches Leben. Wenige Jahre später (391) wird er von Bischof Valerius von Hippo Regius zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren verfasst Augustinus viele Bibelkommentare.

© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

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Nach dem Tod von Bischof Valerius wird Augustinus dessen Nachfolger. Mit seinem Klerus lebt er in klösterlicher Gemeinschaft. Durch Ausgestaltung dieser Lebensform in Verbindung von Seelsorge und klösterlichem Leben wird er zum Vater aller Ordensgemeinschaften, die aus diesem Geist heraus leben. Deshalb nennen ihn auch die Augustiner-Chorherren ihren Ordensvater.

In den Folgejahren ist Augustinus als Schriftsteller tätig und begründet damit seinen späteren Stand als Kirchenlehrer. Mit den „Confessiones“ verfasst er die erste Autobiographie der Weltgeschichte. Er schreibt ein Buch über die Dreifaltigkeit („De Trinitate“), er tritt gegen wortgewaltige Irrlehrer (Donatisten, Pelagianer) seiner Zeit auf und verfasst mit „De civitate Dei“ jenes Werk, mit dem das Christentum seinen Weg aus der Antike findet.

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© Defendente Sacchi (1832) - gemeinfrei

Die Vandalen dringen in Afrika ein und belagern auch Hippo Regius, die Bischofsstadt von Augustinus. Die letzten Monate seines Lebens sind geprägt von der Sorge um das Überleben der Bevölkerung. An das Verfassen geistlicher Schriften und die Teilnahme an den theologischen Diskursen seiner Zeit ist nicht zu denken.

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Augustinus stirbt am 28. August in seiner belagerten Bischofsstadt. Diese wird schließlich von den Vandalen eingenommen und zerstört. Dabei geht auch das Kloster des Augustinus unter. Durch diesen Bruch der Kontinuität ist er, der die Lebensregel verfasst hat, zwar der Ordensvater aller klösterlichen Gemeinschaften nach seinem Geist, jedoch nicht deren Ordensgründer.

Im Jahr 720 werden seine Gebeine von Sardinien, wohin sie nach der Zerstörung von Hippo Regius gelangt waren, nach Pavia überführt. Mitte des 14. Jahrhunderts entsteht jener prächtige Marmorsarkophag für die Kirche San Pietro in Ciel d’Oro, in dem heute noch die Gebeine des Heiligen ruhen.

Werk

Die bis heute anhaltende Wirkungsgeschichte der Werke des hl. Augustinus auf das abendländische Denken beruht auf zumindest drei Grundlagen:

Erstens war er schon zu Lebzeiten gut vernetzt und als Gelehrter hochgeachtet, wodurch er mit anderen geistigen Größen in Kontakt stand und dadurch seine Werke unmittelbar Verbreitung und Niederschlag fanden.

Zweitens – und das ist wohl einer der großen Glücksfälle der Geistesgeschichte des Abendlandes – konnte ein Großteil seiner Werke durch die Jahrhunderte überliefert werden, sodass man davon ausgehen darf, dass, außer den verloren gegangenen, wahrscheinlich zahlreich verfassten Briefen und Predigten, das Gesamtwerk Augustins vorliegt.

Drittens sind die Werke des Augustinus in vielen Wissenschaften – von der Staatstheorie über die Psychologie bis hin zur Linguistik – bis heute nicht übergehbar, sodass seine Schriften sogar in der Moderne, in welcher Augustinus mit seiner immensen Wirkungsgeschichte nicht selten hinterfragt wird, gerade durch die kritische Auseinandersetzung nach wie vor ihren beharrlichen Einfluss zeigen.

© weinfranz.at

Die Österreichische Augustiner-Chorherren-Kongregation betreibt kein wissenschaftliches Institut zur systematischen Augustinus-Forschung. Wenn Sie an den Werken des hl. Augustinus und am gegenwärtigen Stand der Forschung Interesse haben, dürfen wir Sie daher auf das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg verweisen: www.augustinus.de