Neuer Propst in St. Florian Klaus Sonnleitner zum Oberen gewählt

Am 06. Februar 2025 versammelten sich die Mitbrüder des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Florian in Oberösterreich in einem außerordentlichen Plenarkapitel zur Wahl des neuen Propstes. Die Mehrheit der 22 Chorherren stimmte für den 54-jährigen Mitbruder Dr. Klaus Sonnleitner, der als neues Oberhaupt des Stiftes auf Johannes Holzinger folgt. Dieser leitete in den vergangenen 20 Jahren das Haus. Die Durchführung und Beaufsichtigung der Wahl erfolgte durch den Generalabt der Österreichischen Kongregation und Propst des Stiftes Neustift bei Brixen, Prälat Eduard Fischnaller. Nach der Wahl zog die Gemeinschaft in die Stiftsbasilika und stimmte das „Te Deum“ an.

Klaus Sonnleitner wurde am 06. November 1970 in Bad Ischl geboren und war zuletzt Kaplan in Walding, St. Gotthard im Mühlkreis und Herzogsdorf sowie Stiftsorganist, Stiftskantor, Musikarchivar und Gastmeister. Er trat am 27. August 1997 in die Gemeinschaft der Florianer Chorherren ein und empfing am 08. Juni 2002 die Priesterweihe.

Statement des neuen Propstes Klaus Sonnleitner:
„Ich trete in große Fußstapfen und die lange Tradition des Hauses bedeutet eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für mich und uns als Gemeinschaft. Ich werde versuchen, in Demut und Offenheit an diese Aufgaben heranzugehen. Aber: Der Heilige Vater Papst Franziskus gibt uns ja für das heurige Jahr – ein ‚heiliges Jahr‘ – das Motto ‚Pilger der Hoffnung‘ mit. In diesem Sinne gehe auch ich mit Vertrauen die ersten Schritte in diesem neuen Amt.“

 

 

Statement des emeritierten Propstes Johannes Holzinger:
„Damals überraschte mich Propst Willhelm Neuwirth, als er seinen Rücktritt 2004 nach dem Jubiläumsjahr des Hl. Florian bekannt gab. 20 Jahre später, nachdem wir das Gedenkjahr Anton Bruckners gefeiert haben, der auch im Stift seine letzte Ruhestätte gefunden hat, wie der hl. Florian unser Landespatron, blicke ich auf eine ereignisreiche Zeit zurück. Es war von einem Tag auf den anderen eine riesige Aufgabe zu übernehmen, die mir in all diesen Jahren bei jedem Einzug in die Stiftsbasilika wieder bewusst machte, dass sie zu groß sei und über die Kräfte eines Menschen hinausgehen musste. Dazu legten die großen Persönlichkeiten und Vorgänger die Messlatte sehr hoch. So nach und nach wuchs ich in die Aufgaben hinein, bekam ein Gefühl für die Verantwortung der Mitbrüder, von denen ich im Laufe der 20 Jahre, 15 beerdigen musste. Verantwortung trägt man ebenso für die bis zu 60 Mitarbeiter im Stift und für die Wirtschaft, die sich wie für ein Kloster üblich in Feld- und Forstwirtschaft aufteilt. Dazu kommt noch der Tourismusbetrieb und mit der Zeit auch immer mehr der Gastbetrieb, Hochzeitsbetrieb und Seminare. Dazu durfte ich auch vielfach in der Öffentlichkeit unseres Landes und darüber hinaus tätig sein und war immer gerne mit den Menschen zusammen! Viele Gäste kommen und kamen in unser Stift und ich durfte vielen Musikern und Dirigenten begegnen und großartige Konzerte erleben. Die Begegnung mit den Menschen war mir immer wichtig, ebenso die Kultur, als ein Medium der Menschen die Schönheit des Glaubens näher zu bringen, wie sie sich auch in der Architektur des Hauses darstellt! Ich darf auf viele schöne Begegnungen zurückblicken und scheide auch ein wenig mit dem Schwerz, dass es mir nicht so gelungen ist, in Menschen die unendlich vielen Entfaltungsmöglichkeiten im Haus so darzustellen, dass sie selbst daran Geschmack finden. Da wünsche ich meinem Nachfolger viele Ideen, junge Leute in unser Haus zu bringen, die täglich dieses immer neue und spannende Werk fortsetzen möchten.“

Teil der Rede bei der Propstwahl des Generalabt der Österreichischen Kongregation und Propst des Stiftes Neustift bei Brixen, Prälat Eduard Fischnaller:
„Das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian hat eine sehr lange Tradition, 1071 wurde es gegründet und bis heute leben und wirken die Augustiner-Chorherren hier an diesem Ort. Sie engagieren sich in der Seelsorge, Liturgie und Bildung sind ein Ort mit Strahlkraft in Oberösterreich. Auch der Landespatron der hl. Florian wird an dieser Stelle hochverehrt und macht das Stift zu einem religiösen und spirituellen Zentrum in der Region. Lieber Hans (Anmerkung: emeritierter Propst Johannes Holzinger), ich möchte dir ein großes Vergelt`s Gott sagen, für deinen 20-jährigen Dienst als Propst im Stift St. Florian und auch als mein Vorgänger, als Generalabt für die österreichische Kongregation. Nun möchtest du als 57. Propst dieses Stiftes diese Aufgabe in jüngere Hände legen. Eine solche Wahl ist sehr wichtig, denn es werden die Weichen für die Zukunft gestellt und so hat jeder Kapitular, auch große Verantwortung. Es soll zu einem Trainerwechsel in der Gemeinschaft von St. Florian kommen. Trainer und Coaches haben Hochkonjunktur. Trainer und Coaches begleiten in der Wirtschaft Managerteams und Arbeitsgruppen. Im Sport, besonders im Mannschaftssport, wird die spielerische Leistung des Teams in hohem Maße mit der Qualität der Trainerpersönlichkeiten verknüpft. Ohne einen Entscheidungsträger ist ein Team orientierungslos. Die Gratwanderung zwischen Lehrer und Freund, zwischen Autorität und Ansprechpartner, zwischen Geduld und Anspruch macht einen guten Trainer aus. Diese Worte des Sports klingen nicht befremdlich in den Ohren von Frauen und Männern, die ein geistliches Leben in der Nachfolge Jesu führen wollen. Zum Weg der Nachfolge Jesu gehört seit jeher der geistliche Trainer. Jesus, der eine Jünger-Gemeinde um sich sammelte, ist selbst Urbild und Maß des geistlichen Trainers. Er eröffnet im Evangelium den Weg, wie man sein Jünger, seine Jüngerin wird. Die letzten Worte des Auferstanden im Matthäusevangelium enthalten den Auftrag an die Elf: Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28,19). Was er selbst getan hat, möchte er fortgesetzt wissen in seiner Kirche und durch die Kirche: Jünger des Herrn zu machen, Jüngerschaft zu trainieren. Diesem Auftrag des Herrn gibt der heilige Augustinus in seiner Regel wieder. Studiert man aufmerksam die Regeln des Augustinus, wie viele andere Ordensregeln auch, so erkennt man bald, dass zahlreiche Anweisungen und Hinweise nicht nur spezifisch für ein Leben hinter Klostermauern nutzbar sind, sondern dass sie für ein christliches Leben im Alltag jedes Einzelnen wertvoll sind.“