Der Propst Eduard Fischnaller, Stift Neustift und Propst Johann Holzinger, Stift St. Florian präsentierten gemeinsam die frisch restaurierte Bilderserie im Stift Neustift in Südtirol. Die zwölf barocken Gemälde sind präzise Kopien nach Bildern des berühmten süddeutschen Renaissancemalers Albrecht Altdorfer, wobei sieben Gemälde das Aussehen von im Original verlorenen Bildern überliefern.
Der Gemäldezyklus wurde vor kurzem vom Stift Neustift aus Südtiroler Privatbesitz angekauft und mit Unterstützung des Landesdenkmalamts von der Firma Gebhard in Feldthurns restauriert. Propst Eduard betonte bei der Vorstellung, dass die Bilder nicht nur Zeugnisse der Kunstgeschichte seien, sondern auch Träger tief verwurzelter regionaler Traditionen und Glaubensgeschichten: „Der hl. Florian ist ein frühchristlicher Märtyrer und wird bis heute als Schutzpatron gegen Feuergefahr, aber auch gegen Dürre und Überschwemmungen verehrt.“ Passend dazu waren auch mehrere Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr anwesend, darunter der Brixner Bezirkspräsident Albert Tauber und der Neustifter Kommandant Alexander Ploner.
Die neu erworbene Gemäldeserie unterstreicht die engen Beziehungen zwischen Neustift und dem Stift St. Florian bei Linz, das der Tradition nach über dem Grab des hl. Florian errichtet wurde. Beide Stifte gehören zur Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren, der Prälat Fischnaller seit Anfang 2024 als Generalabt vorsteht.
Propst Johann Holzinger vom Stift St. Florian zeigte sich hocherfreut über den Bilderfund, der auch neues Licht auf die Kunstgeschichte seines Klosters wirft. Er betonte die Aktualität des hl. Florian, der erst vor 20 Jahren zum zweiten oberösterreichischen Landespatron erhoben wurde: „Der hl. Florian verkörpert auf exemplarische Weise mehrere Eigenschaften und Werte, die heute mehr denn je von Bedeutung sind, nämlich die Standhaftigkeit im Glauben, den Mut zur eigenen Meinung und den solidarischen Einsatz für die Mitmenschen.“
Museumskurator Hanns-Paul Ties unterstrich die kunsthistorische Bedeutung des bislang unbekannten Gemäldezyklus, der mit der künstlerisch wohl bedeutendsten Bilderserie zur Florianslegende in Verbindung steht: „Fünf der zwölf Gemälde sind Kopien nach Bildern des Regensburger Malers Albrecht Altdorfer aus der Zeit um 1520, die heute in Nürnberg, Prag, Siena und in den USA verwahrt werden. Auch die anderen sieben Gemälde weisen stilistisch engste Bezüge zur Kunst Altdorfers auf und dürften nach verlorenen Originalen kopiert worden sein.“
Zugleich bekräftigt der Neufund die Vermutung, dass sich Altdorfers Originale ehemals in der Kirche des Stifts St. Florian befanden. Dort dürften die Kopien im Jahr 1705 von einem unbekannten Maler angefertigt worden sein. Wann und wie die Bilder nach Südtirol gelangt sind, ist nicht bekannt. Auf den Neustifter Gemälden ist zu sehen, wie Florian als bekennender Christ im heidnischen Umfeld gefangen genommen, gefoltert und von einer Brücke in den Enns-Fluss gestürzt wird. Weitere Bilder zeigen Wunder des Heiligen nach seinem Tod – darunter die Rettung eines Köhlers aus einem brennenden Kohlenmeiler.